Klassizismus-Baudenkmal soll behutsam saniert und dann für öffentliche Zwecke genutzt werden
Varel. Die Stadt Varel wird in Kürze das denkmalgeschützte
Gebäude „Börse“ an der Ecke Drostenstraße/Nebbsallee verkaufen. Wie Bürgermeister Gerd-Christian Wagner bei der letzten Stadtratssitzung berichtete, wird die Gertrud- und Hellmut-Barthel-Stiftung das Haus übernehmen.
Man sei sich bereits einig geworden, der Verkaufsvertrag zur Unterschrift bereit, so Wagner. Es sei erfreulich, dass die traditionsreiche Börse mit der neuen Eigentümerin einer gesicherten Zukunft entgegenblicke und eine Sanierung des Hauses absehbar sei. Im Haushalt der Stadt Varel ist mit dem Verkauf für 2020 ein Erlös von rund 190.000 Euro eingeplant.
Die Börse ist ohne Frage ein architektonisches Schmuckstück der Stadt, das allerdings seit geraumer Zeit ein wenig im sprichwörtlichen Dornröschenschlaf liegt. Es handelt sich um einen Putzbau im Stil des Klassizismus, erbaut im Jahr 1812 vom Bremer Architekten Polzin. Die Börse diente anfangs als Clubhaus für Vareler Gewerbetreibende und Kaufleute, die unter anderem am blühenden Handel mit England teilnahmen. Das Dachgeschoss war zu einem Saal ausgebaut, hier versammelte sich, wie auf der Webseite der Stadt zu lesen ist, die Vareler Freimaurerloge unter der Bezeichnung „Wilhelm zum silbernen Kreuz“, benannt nach dem Vareler Grafen Wilhelm Gustav Friedrich von Bentinck.
Auffällig ist das aufragende Mansarddach sowie der Dreiecksgiebel an der Stirnseite zur Drostenstraße. Bis heute findet sich der Schriftzug „Börse“ über dem Eingang.
Das Haus sei „als Bauwerk des Klassizismus mit ausgeprägter Formensprache seiner Zeit von besonderer Bedeutung“, urteilt Wilhelm Janssen in seinem Buch „Bauten in Varel“ (1980): „Es gehört damit zweifellos zu den erhaltenswerten Bauten Varels.“
Die Börse wird derzeit von verschiedenen Vereinen und Verbänden genutzt, etwa von der Rheumaliga Varel. Der Verein sei über den Eigentümerwechsel informiert, berichtete Bürgermeister Wagner in der Sitzung, und habe schon ein neues Zuhause im Gesundheitshaus Ligthart an der Oldenburger Straße gefunden, wo ohnehin viele Anwendungen der Rheumaliga stattfinden.
Darüber hinaus nutzt die Beratungsstelle „Pro Familia“ Wilhelmshaven Räume der Börse als Außenstelle für Sprechstunden zweimal in der Woche, ebenso die Arbeitsloseninitiative „Ali“ und der DLRG-Bezirksverband Oldenburg-Nord. Für alle Nutzer sollen einvernehmlich Folgelösungen gefunden werden, kündigte Wagner an. Zudem solle das Haus, soviel könne schon verraten werden, auch zukünftig für öffentliche Zwecke genutzt werden. Das bestätigte auch Franziska Scholl als Managerin der Barthel-Stiftung: Was genau mit der Börse geschehen soll, werde in Kürze ausführlich vorgestellt. Derzeit werde an einem Sanierungs- und Nutzungskonzept gearbeitet.